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Lübeck 1500 – Kunstmetropole im Ostseeraum – Die Jahrhundertausstellung der Hansestadt Lübeck im Museumsquartier St. Annen und den Innenstadtkirchen vom 20. September 2015 bis 10. Januar 2016

2013-2016: Konzeption und Durchführung der Sonderausstellung für die Kulturstiftung Hansestadt Lübeck die LÜBECKER MUSEEN gemeinsam mit dem Kunsthistoriker Dr. Jan Friedrich Richter


2015 feiert das Lübecker St. Annen-Museum sein 100-jähriges Bestehen in den Baulichkeiten des vor 500 Jahren gegründeten St. Annen-Klosters. Seit der Eröffnung des Museums im Jahre 1915 wurde die einzigartige Sammlung mittelalterlicher Bildkunst aus Lübeck noch nie im Rahmen einer Sonderausstellung gewürdigt. Das Jubiläum bietet nunmehr die Gelegenheit, die Mittelaltersammlung und damit das in Lübeck trotz aller Verluste immer noch umfangreich erhaltene Kulturerbe über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus vor einem größeren Publikum auszubreiten.

Lübeck war im 15. Jahrhundert die wichtigste Kunstmetropole im Ostseeraum. Zahlreiche Werkstätten bedienten die Nachfrage nach Lübecker Gemälden und Skulpturen. Noch heute finden sich Lübecker Kunstwerke in vielen Städten rund um die Ostsee. Voraussetzung für diese Konjunktur war nicht zuletzt die Stellung Lübecks innerhalb der Hanse als führende Handelsstadt. Mit dem Fernhandel verfügte Lübeck über ein Beziehungs- und Kommunikationsgeflecht, das den „Hansischen Halbmond“ von Brügge bis nach Nowgorod umspannte und damit half, Lübecker Kunstwaren zu verbreiten. Mit dem Erstarken der westlichen Handelsstädte gelangten im Verlauf des 15. Jahrhunderts mehr und mehr Kunstwerke aus dortigen Werkstätten in den Ostseeraum. Importstücke aus dem Westen und im Süden geschulte Künstler beförderten in Lübeck eine vielfältige Form- und Stilentwicklung, die das Kunstschaffen im frühen 16. Jahrhundert zu einer letzten Blüte trieb. Als prägnantes Beispiel sei der 2011 von den Lübecker Museen erworbene sogenannte Gavnø-Altar von Jacob van Utrecht genannt, ein vorzügliches Gemälderetabel des aus den Niederlanden nach Lübeck eingewanderten Künstlers. Die Reformation 1530/31 bereitete dem allen ein behutsames Ende. In der Handelsstadt Lübeck blieben tumultuöse Bilderstürme aus.

Zeitlich setzt die Ausstellung mit der Ansiedelung Bernt Notkes, der wohl bekanntesten und zugleich rätselhaftesten Künstlerpersönlichkeit des spätmittelalterlichen Lübecks, ein. Der betreffende Ratsentscheid vom 14. April 1467 vermerkt Bernd Notiken eyn meler to Lubeke, um den sich zwischen der Stadt und dem Amt der Maler und Glaser ein grundsätzlicher wie aussagekräftiger Rechtsstreit entspinnen wird.

Von der Notke-Zeit ausgehend, verfolgt die Ausstellung die Entwicklung der bildenden Künste über die Jahrhundertwende hinweg bis zur Einführung der Reformation. Den Ausklang bilden die letzten greifbaren Werkstücke Lübecker Maler und Bildschnitzer, die diese nach Einführung der neuen Kirchenordnung durch Johannes Bugenhagen bis ca. 1545 ausführten. Stellvertretend hierfür stehen der Bildschnitzer Benedikt Dreyer und der Maler Hans Kemmer, die in der Stadt verblieben und nicht wie Claus Berg in der Hoffnung auf eine bessere Auftragslage in altgläubige Gebiete abwanderten.

Die Sonderausstellung im Museumsquartier St. Annen zeigt im Zusammenhang mit den eigenen Sammlungsbeständen rund 60 Leihgaben aus Deutschland, Dänemark, Schweden und Italien. Parallel dazu wird die große Fülle der erhaltenen Kunstwerke in den Kirchen der Lübecker Innenstadt in die Ausstellung mit einbezogen.

Zum Begleitprogramm speziell für das Fachpublikum gehören eine wissenschaftliche Tagung sowie Studientage zu ausgewählten Denkmälerkomplexen.