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Alfred Ehrhardt: Tilman Riemenscheider – Film und Fotografien (1955)

2004: Filmsoiree und -matinee am 08./09. Mai 2004 im Rahmen der Doppelausstellung (24. März -13. Juni 2004) „Tilman Riemenschneider – Werke seiner Blütezeit“ (Mainfränkischen Museum Würzburg) und „Werke seiner Glaubenswelt“ (Museum am Dom Würzburg) anlässlich des 1300-jährigen Jubiläums der Stadt Würzburg

Planung und Durchführung der Veranstaltung
gemeinsam mit Dr. David Klemm, Hamburg, in Zusammenarbeit mit dem Mainfrankischen Museum Würzburg und freundlicher Unterstützung von Cinemaxx Würzburg

Alfred Ehrhardt (1901-1984) gilt mittlerweile als einer der künstlerisch anspruchsvollsten Fotografen und Kultur- bzw. Dokumentarfilmer der frühen Bundesrepublik. Nach dem Studium am Bauhaus in Dessau und der Entlassung 1933 als Dozent für Materialstudien an der Landeskunstschule Hamburg wendet sich Ehrhardt 1934 zunächst der Fotografie, 1937 schließlich auch dem Filmschaffen zu. Die Natur in ihren markanten Formen und Strukturen – Muscheln, Kristalle oder Meeressand – wird genauso zum neusachlichen Bildgegenstand wie die nordische Landschaft mit ihren Gletschern, Vulkanen und Fjorden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg tritt Alfred Ehrhardt immer mehr als Kultur- und Dokumentarfilmer in Erscheinung. Sein erster selbständig produzierter Film „Ad Dei Honorem“ über Hans Brüggemanns Bordesholmer Altar (1514-1521) im Dom zu Schleswig wird 1948 auf der Biennale in Venedig erfolgreich gezeigt. Bis 1974 entstehen ca. 60 Filme, die vielfach ausgezeichnet werden.

Die künstlerische Auseinandersetzung Alfred Erhardts insbesondere mit der mittelalterlichen Skulptur in Norddeutschland mündet frühzeitig immer wieder in Buchprojekte, die der Fotograf mit namhaften Kunsthistorikern wie Hans Wentzel (Niederdeutsche Madonnen, 1940) oder Fritz Fuglsang (Der Bordesholmer Altar des Hans Brüggemann, 1959, unveränderte Neuaufl. 1971) realisiert.

1955 kommt der abendfüllende Schwarzweißfilm „Begnadete Hände: Tilman Riemenschneider, seine Zeit, sein Leben, sein Werk“ in die deutschen Kinos. Dies ein mit Chor- und Orgelmusik aus dem 15. und 16. Jahrhundert unterlegter Kulturfilm, der den „ehrsamen und kunstreichen“ Schnitzer und Bildhauer und seine berühmten Figurenwerke in Creglingen, Detwang, Rothenburg ob der Tauber oder Maidbronn vor dem Hintergrund der historischen Umwälzungen zu Beginn der Frühen Neuzeit eindringlich dokumentiert.


Begnadete Hände / Tilman Riemenscheider –  seine Zeit, sein Leben, sein Werk.

Erstaufführung 14.10.1955

Alfred Ehrhardt: "Begnadete Hände", Hamburg 1955, © ALFRED EHRHARDT STIFTUNG

Schwarzweißfilm, 77 Minuten
Produktion: Alfred Ehrhardt Film, Hamburg
Regie, Drehbuch und Schnitt: Alfred Ehrhardt
Kamera: Wolfgang Treu
Text: Manfred Hausmann und Mathias Wieman
Prädikat: wertvoll
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Bundesfilmpreis

In der damaligen Fach- und Tagespresse wurde der Film ausgesprochen positiv besprochen:

„(…) Wirkungsvoll ausgeleuchtet und großartig fotografiert werden die herrlichen Werke vorgestellt. Es ist das Verdient Alfred Ehrhardts, in dessen Händen die Verantwortung für Buch, Regie, Kamera und Schnitt lag, hier einen Dokumentarfilm geschaffen zu haben, der, dem Wirken und der Person Tilman Riemenschneiders gewidmet, dank seiner künstlerischen wie auch volkstümlich gehaltenen Aussage nicht nur von einem speziell kunstinteressierten Publikum frequentiert wird. Man spürt die fundierte Sachkenntnis, die Hingabe an die Arbeit, das Verständnis für die Kunst und die meisterliche Beherrschung der filmischen Ausdrucksmittel, mit denen Alfred Ehrhardt diesen Film zu einem Meisterwerk machte“ (Fachzeitschrift FILM-ECHO, Herbst 1955).

„(…) Der Film schenkt so dem Besucher eine Zusammenschau von gewaltiger Eindringlichkeit. Vor allem der Schlußteil des Films, der aus Riemenschneiders Werk gleichsam eine Passionsdarstellung aufbaut, erreicht eine außergewöhnliche Wirkung. Die mit feinem Gefühl ausgewählte Musik des 15. und 16. Jahrhunderts gibt den vollkommenen akustischen Rahmen“ (Main-Post, Würzburg, Herbst 1955).

Eine Auswahl von ca. 60 Schwarzweißfotografien, die Alfred Ehrhardt parallel zu den Dreharbeiten 1954/1955 von den Skulpturen Tilman Riemenschneiders aufgenommen hat, wurden erstmalig von der Alfred Ehrhardt Stiftung im Rahmen der Ausstellung „Alfred Ehrhardt: Tilman Riemenschneider. Fotografie und Film 1955“ vom 22. März bis 14. Juni 2009 in Köln gezeigt (Einführung in die Ausstellung am 21. März 2009 durch Jörg Rosenfeld).